Warum interessiert sich ein Chirurg für konservative und alternative Behandlungsmethoden ? Mein Weg:

Der Anfang 

Schon vor Jahren, als ich mich richtig intensiv mit verschiedenen Bereichen der Orthopädie und Unfallchirurgie befasst habe, hatte ich auf viele Fragen keine zufriedenstellenden Antworten. Zum Beispiel bei Arthrose: Ist das einfach Verschleiß? Warum betrifft es nicht nur Menschen mit hohem Gewicht, wenn es nur mit Belastung zu tun hat?  Wie kann es sein, dass ein rechtes Kniegelenk von Arthrose betroffen ist, das linke aber nicht? Und warum haben Patienten, die ein künstliches Gelenk eingesetzt bekommen haben, immer noch Schmerzen? Und wie kann es sein, dass ein junger Hochleistungssportler mit einer perfekten Rückenmuskulatur sich nur beim Aufheben der Seife vom Boden einen Bandscheibenvorfall zuziehen kann?

In den Schmerzsprechstunden hören wir von Therapeuten oft Sätze wie: "Ihre Muskulatur ist zu schwach!" - "Sie sind viel zu schwer!" - "Sie sind auch nicht mehr der Jüngste!" "Mit Ihrer Arthrose, wie soll es anders sein?" – "Sie sind viel zu gestresst!" usw. Es wird automatisch nach Schwäche im Körper gesucht, um zu erklären, warum jemand Schmerzen hat, wenn es keine andere plausible Erklärung gibt. 

Aber wo versteckt sich der Übeltäter? Nicht immer da, wo man ihn vermutet – das ist doch mal eine aufregende Erkenntnis!

Biomechanisch betrachtet glaubt man automatisch, dass eine schlechte Haltung Schmerzen verursachen muss. Doch wäre es nicht möglich, Biomechanik bei der Suche nach der Ursache außer Acht zu lassen und eine alternative Erklärungsmethode in Betracht zu ziehen? Das wäre doch mal eine spannende Entwicklung!

 

 

Der Paradigmenwechsel 

Was für ein aufregendes Jahr! Ende 2022 machte Dr. Mesquida etwas wirklich Besonderes möglich: eine Ausbildung in der Posturozeption! 

Der erforderliche Paradigmenwechsel und ein anderes Verständnis des "komplexen Haltungsprozesses" manifestierten sich in einem graduellen Prozess während des Studiums und des Reflektierens über thermodynamische Prinzipien. Das Attribut "komplex" bezeichnet dabei nicht etwas Kompliziertes, sondern die komplexen Verbindungen und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Komponenten. 

Bei der Posturozeption geht es darum, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Wenn der Haltungsprozess gestört ist, passt sich der Körper an. Manchmal ist die Veränderung so klein, dass sie nur von Experten bemerkt wird. Manchmal ist sie aber auch so groß, dass man sie deutlich sieht, zum Beispiel bei einer Skoliose. Durch die Veränderung im Körper kommt es zu Verspannungen.

Eine falsche Körperhaltung ist anstrengend für Muskeln, Gelenke und Bindegewebe. Das gilt für alle Körperhaltungen, ob wir stehen, sitzen, liegen, uns bewegen oder sogar ruhen. Die Muskulatur kann Fehlbelastungen und Dysharmonien nicht selbst korrigieren. Schmerzen und Beschwerden sind die Folge. Der Körper versucht, sich immer wieder anzupassen. Und er holt sich die dafür nötige Energie aus seinem eigenen Körper.  So können wir verstehen, warum Menschen sich verletzen, ihre Gelenke verschleißen, Sehnen entzünden, Muskeln zerren, ein Belastungssyndrom bekommen oder einen Bandscheibenvorfall haben.  

Während einer Posturozeptionsbehandlung stellt der Körper die Wahrnehmung neu ein. Der Körper kann sich nach der Neueinstellung der Exterozeptoren (Sensoren) langsam wieder normalisieren.

Eine neue Methode 

Um die Biomechanik des Haltungssystems besser zu verstehen, habe ich mich in Paris bei Dr. Bricot zum Posturologe ausbilden lassen. Eine Zeit lang habe ich diese Methode praktiziert. Ich fand die Ergebnisse nicht ausreichend und vor allem nicht konstant. Nach meiner Erfahrung war die aufrechte Haltung meiner Patienten im Stehen leider keine Garantie für eine Schmerzreduktion, vor allem nicht in der Bewegung.    

2026 hörte ich von Dr. Serge Mesquida, einem Arzt, Posturologe und Osteopathen aus Toulouse (F), der eine neue Methode zur Regulierung der natürlichen Haltung des Menschen praktizierte. Nachdem ich sein Buch gelesen hatte, beschloss ich, seine Methode kennen zu lernen.

Ich hatte das große Glück, Dr. Mesquida gleich zweimal besuchen zu dürfen, nämlich in den Jahren 2016 und 2017. Was für ein Erlebnis! Seine Methode ist einfach, aber unglaublich effektiv. Ich war absolut begeistert ! Ich erfuhr, dass der "komplexe Haltungsprozess" tatsächlich von der einwandfreien Funktion seiner vier "Sensoren" abhängt. Die sogenannten "Exterozeptoren" sind das Auge, der Kauapparat, die Haut und das Körperschema – ein echtes Wunder der Natur!

Ich habe mit den Augen eines Chirurgen etwas Unglaubliches beobachtet! Mesquida konnte durch bestimmte Handgriffe die Körperhaltung seiner Patienten verändern bzw. verbessern. Und siehe da, die Beschwerden waren manchmal wie weggeblasen! – ein absolut erstaunlicher Effekt! 

Die Posturozeption ist eine absolut faszinierende Lehre, die ihre Erkenntnisse aus der Posturologie und der Thermodynamik zieht. Doch sie ist so viel mehr als das – und zwar etwas wirklich Großartiges! 
Diese faszinierende Lehre basiert auch auf dem Experimentieren mit Doppelblindstudien und der Analyse von tausenden von Fällen. Eine beeindruckende Methode, die uns einen ganz neuen, aufregenden Blick auf die menschliche Wahrnehmung ermöglicht!  

Die Praxis

Mein Bestreben war es, diese Methode in Deutschland für Patienten anzubieten und bekannt zu machen.

Im Jahr 2023 wurde die Idee in die Tat umgesetzt. 
 

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